Sachsen und die Autoindustrie
Die Automobilbranche hat in Sachsen eine lange Tradition. Und damit ist nicht nur die langjährige Produktion des in der DDR produzierten Trabant gemeint. Insgesamt liefen in Sachsen über 9,5 Millionen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren übers Band, bis im Jahre 2020 die Hauptproduktion auf die neue Technologie des Elektroantriebes umgerüstet wurde.
Bereits 1902 verlagerte der aus Köln zugezogene August Horch seine Autoproduktion nach Sachsen, wo er 1903 sein “Modell 3” vorstellen konnte, welcher neben 22 PS einen Vierzylindermotor und einen Hubraum von 2382 Kubikzentimeter aufweisen konnte. Im Jahr 1904 wurde das Unternehmen in sächsischen Zwickau ansässig, wo 1907 der erste Sechszylindermotor vom Band gerollt ist.
Als es wegen Unstimmigkeiten durch fehlende Erfolge bei den Automobil Wettbewerben zum Streit mit dem Aufsichtsrat kam, verließ Horch die Firma und gründete in Sichtweite der Horch Werke seinen neuen Firmensitz. Doch in einem Rechtsstreit verlor er das Recht, seinen Namen Horch zu verwenden. Dem Zufall sei es vergönnt, dass der Neffe seines Investors gut im Latein war, der den Namen in die tote Sprache übersetzt hat und uns damit den heute weltweit bekannten Namen Audi bescherte. So wurde der Grundstein der erfolgreichen Automarkt in Sachsen gelegt, der mit dem ersten ausgelieferten Audi im Jahre 1910 begann.
Übrigens entstanden die vier Ringe im Logo der Automarke aus dem späteren Zusammenschluss der Hersteller Zschopauer Motorenwerke (DKW) mit ihrer Zwickauer Tochtergesellschaft Audi, die Horchwerke AG (ebenfalls Zwickau) und das Automobilwerk Siegmar der Wanderer-Werke in Schönau bei Chemnitz zur Auto Union im Jahre 1932. Dieser wurde nötig, da die Weltwirtschaftskrise auch vor der Automobilbranche in Sachsen keinen Halt gemacht hat. Bis 1940 wurden trotzdem über 30.000 Fahrzeuge in Sachsen produziert.
Nach dem zweiten Weltkrieg fiel auch die Automobilbranche den Beschlagnahmungen und Enteignungen durch das Sowjetische Militär zum Opfer. Aber mit viel Einsatz, konnte vieles gerettet werden. Mit Hans Migotsch ist damit ein weiterer wichtiger Name zu nennen, der es bereits 1945 schaffte, dass das Werk wieder freigegeben wurde. So konnten in den folgenden Jahren die Modelle IFA F 8 und IFA F 9 produziert werden.
1957 wurde das Werk in Sachsen schließlich in VEB Automobilwerk Zwickau umbenannt von wo aus die weltbekannte Produktion des mittlerweile zum Kult avancierten Trabant starten konnte. Dieser brachte es bis zur Beendigung der Produktion im Jahr 1991 auf über 3 Millionen ausgelieferte Fahrzeuge und ist damit garantiert in jedem Fotoalbum der ehemaligen DDR Bürger zu finden. Obwohl die Lieferzeiten nicht in Monaten sondern in Jahren gerechnet wurden, war jeder Bürger stolz, wenn er eins dieser Fahrzeuge bekommen konnte.
Nach der Wende wurden die Werke von Volkswagen übernommen, die neben den Modellen Polo, dem Golf oder dem Passat auch Premiumprodukte wie den Phaeton, Bentley und Lamborghini vom Band ließen. Dass sich der sächsische Standort bewährt hat, davon zeugen über sechs Millionen ausgelieferte Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren.
Aber auch die Automobilbranche in Sachsen ist auf den fortschrittlichen Zug aufgesprungen. Seit 2020 werden im Freistaat nur noch Modelle mit Elektroantrieb gefertigt. Dazu wurde reichlich investiert und die Automobilfabrik mit 1,2 Milliarden Euro komplett umgebaut. Es wurden an die 1700 Roboter, fahrerlose Transportsysteme und ein vollautomatischer Produktionsprozess eingeführt. Damit ist der Standort in Sachsen einer der größten und leistungsfähigsten für den Bau von Elektrofahrzeugen in ganz Europa geworden.